Geschichte der Gemeinde Rechtmehring

 

Die ausführliche Geschichte der Gemeinde kann in der zu erwerbenden Ortschronik nachgelesen werden. Die geschichtliche Darstellung wird in Auszügen hier wiedergegeben.

 

Die Römerstraße von Castra Regina (Regensburg) nach Veldidena (Innsbruck-Wilten) führt durch das Gemeindegebiet von Rechtmehring. Römische Truppen wie auch Händler zogen hier durch.

Eine Ansiedlung durch römische Siedler konnte nicht festgestellt werden.

 

Die erste urkundliche Erwähnung von Rechtmehring erfolgte im Jahr 803 durch eine Schenkungsurkunde.

Aufgrund Gräberfunde konnte belegt werden, dass eine Besiedlung vor der ersten Erwähnung erfolgt sein muss. Die ersten Siedler gehörten zur Gruppe der Bajuwaren, die aus Böhmen über die bestehenden Römerstraßen nach Süden zogen. Die Gräber wurden 1919 im Ortsteil Freimehring gefunden. Eine Besiedelung erfolgte demnach im 7. Jahrhundert nach Christus.

 

Rechtmehring war Teil der Grafschaft Haag. An den Grenzen der Grafschaft wurden sogenannte Viertelsteine aufgestellt. Diese dienten der Abschreckung. Teile von zu Tode verurteilten und gevierteilten Deliquenten wurden an Holzstücken an diesen Steinen aufgehängt.

Das Galgenfeld befand sich zwischen Freimehring und Weidholz. Dieses Feld war Richtstätte der Haager Gerichtsbarkeit. Zwei Galgen und zwei Stöcke zum Köpfen standen hier bereit. Zum Tode verurteilt wurden jedoch nur Ausländer (alle die nicht in der Grafschaft Haag lebten), nicht jedoch Inländer. Diese wurden nur zu Geldstrafen, Leibes- oder Gefängnisstrafen verurteilt. Die Funktion als Richtstätte hatte das Galgenfeld bis 1804.

 

Im Mittelalter waren nahezu alle Bewohner (87%) Bauern. Alles was zum Leben nötig war bot der Hof.

Nach dem Tod des letzten Haager Grafen, fiel die Grafschaft Haag und mit ihr Rechtmehring an die Herzöge von Bayern. Die Abgabelast für die Bauern wurde erhöht und es kam zu Ausschreitungen den sogenannten Bauernaufständen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Gemeinde durch die kaiserlich-katholischen Truppen gebrandschatzt. Dadurch litt die Bevölkerung an Hunger und verarmte.

Die Truppen hinterließen zudem die Seuche Pest im Gemeindegebiet. Die Toten wurden im Pestfriedhof in Freimehring begraben. 

Eine weitere Plünderung und Misshandlung der Bevölkerung brachte die Schlacht von Hohenlinden im Jahr 1800 mit sich. 

 

Im Jahr 1818 wurden die vier Gemeinden Allmannsau, Rechtmehring, Rosenberg und Schleefeld gebildet.

Im ersten Weltkrieg fielen 74 Rechtmehringer.

 

Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg

Auf dem Gemeindegelände Nähe Holzkram fand der morgendliche Appell der Hitlerjugend statt. Aus den Kriegsjahren ist eine gut erhaltene Kriegschronik vorhanden, die von einer Lehrerin geführt wurde.

Bei Luftkämpfen kam es zu einigen Flugzugabstürzen. In Freimehring stürzte ein Flugzeug auf ein Anwesen und entfachte ein Feuer. Eine Magd und auch ein aus München evakuiertes Kind kamen dadurch zu Tode.

1945 wurden am sogenannten Sandberg (Anhöhe an der Kreisstraße von Rechtmehring nach Haag) Panzersperren errichtet. Am 23.04.1945 zogen die SS-Truppen in Rechtmehring ein und suchten bei den Bauern Unterschlupf.

Die SS-Truppen gaben noch Schüsse ab, als die Amerikaner, die am 2. und 3. Mai 1945 nach Rechtmehring kamen, bereits die Häuser säuberten.

Die US Divisionen wurden in der Schule einquartiert.

Aus der Pfarrei Rechtmehring sind 70 Männer gefallen, 37 blieben vermisst.

 

Die Bevölkerung der vier Gemeinden erhöhte sich durch die Flüchtlinge aus dem Osten merklich. Einige siedelten sich in Rechtmehring und Umgebung an.

 

Zu den vier Gemeinden gibt es Daten aus einem Buch über den Landkreis Wasserburg a. Inn:

Allmannsau: Bevölkerung 1961, 610 Einwohner. Schulsprengel der Volksschulen Haag, Rechtmehring, Lengmoos. Landwirtschaftliche Streugemeinde (größte Ansiedlung Altdorf). 1269 Hektar groß, 3 Mühlenbetriebe, kleineres Sägewerk, 3 Gastwirtschaften, Bürstenholzfabrikation, Schmiede.

 

Rechtmehring: Bevölkerung 1962, 580 Einwohner. Schul- und Pfarrdorf, landwirtschaftliche Gebäude überwiegen, neben einigen Handwerksbetrieben und einem großen Bauunternehmen. Schon früh Postkutschenverbindung nach Haag und eigenes Postamt. 1910 erste elektrische Stromanlage. 1965 Errichtung der Kanalisation und einer einstufigen Kläranlage. 1965 Bau eines Feuerwehrgerätehauses. 1966 Erneuerung und Erweiterung des alten Schulhauses.

 

Rosenberg: Bevölkerung 1970, 1550 Einwohner. Gemeindegebiet 839 ha. Durch Endmoränen des Inngletschers sind steile Höhenrücken und tiefe Täler entstanden. Geschlossene Siedlungsweise ist nicht zu erkennen. Landwirtschaftliche Betriebe überwiegen. Fehlen des kulturellen Mittelpunktes (Pfarrkirche, Schule).

 

Schleefeld: Bevölkerung 1970, 435 Einwohner, bäuerliche Struktur mit Einöden ohne geschlossene Ortschaft.

 

Am 01.04.1971 wurden die vier Gemeinden aufgelöst. Die Gemeindegebiete wurden in dieser Gemeindegebietsreform auf die Gemeinden Haag i. OB., Maitenbeth, Rechtmehring und Soyen aufgeteilt.     

Erst im Jahr 1979 erhielt die Gemeinde Rechtmehring ein eigenes Gemeindewappen.

Im Jahr 1980 schlossen sich die Gemeinden Rechtmehring und Maitenbeth zu einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen.

In den Folgejahren wurden viele gemeindliche oder kirchliche Einrichtungen geschaffen. Die Sportanlagen in der Kumpfmühle (1980), der Friedhof mit Leichenhaus (1985), der Brunnen und Hochbehälter für die Trinkwasserversorgung, die Renovierung des alten Pfarrhofes und der Ausbau zum Kindergarten (1989). Die Feuerwehr Schleefeld und Rechtmehring erhielten neue Feuerwehrhäuser (1990 und 1991). Im Feuerwehrhaus Rechtmehring ist auch die Gemeindeverwaltung untergebracht.

Die Kläranlage aus dem Jahr 1965 wurde in den Jahren 1991 bis 1994 in Holzham neu gebaut. Die Abwässer der Gemeinden Albaching und Rechtmehring werden in dieser Anlage gereinigt.

Am Bau des Feuerwehrhauses in Allmannsau beteiligte sich die Gemeinde (1996).

Die Grund- und Teilhauptschule wurde in den Jahren 1998 bis 2000 gebaut. Im Jahr 2004 erfolgte der Bau der Schulturnhalle.

Betrieben wird seit 2004 die Möglichkeit gegeben sich in Rechtmehring anzusiedeln. In diesem Jahr erfolgte die Erschließung des ersten Teils.

Die Lagerung von Streusalz und die Unterstellmöglichkeit der Bauhoffahrzeuge, wurde durch die Errichtung einer Salzhalle und eines Bauhofes im Jahr 2007- 2008 verbessert.

2009 konnte ein neues Feuerwehrfahrzeug für die FFW Rechtmehring beschafft werden. Die Feuerwehren Schleefeld und Allmannsau erhielten ebenfalls neue Fahrzeuge.

Die öffentlichen Gebäude inklusive dem Kinderhaus St. Korbinian werden mittels Fernwärme versorgt. Die Hackschnitzelheizung wurde im Jahr 2009 errichtet.

Zur Sicherstellung der Kinderbetreuung wurde im Jahr 2010 eine Kinderkrippe errichtet. Das Kinderhaus St. Korbinian erhielt zudem einen Grünen Gruppenraum in der Nähe eines Waldstückes (2015).

Bereits im Jahr 2011 wurde mit dem Ausbau der Breitbandversorgung begonnen. Dieser Ausbau dauert weiterhin an.

In den vergangenen Jahren wurden Straßenbaumaßnahmen und Straßensanierungen durchgeführt.

Die Gemeinde beteiligte sich an der Neugestaltung des Pfarrfriedhofes mit der Umsetzung des Kriegerdenkmales.

Zur Verbesserung der Abwasserwerte wurde die Kläranlage Rechtmehring in den Jahren 2015 - 2018 ertüchtigt und saniert.

Die Errichtung einer Kneippanlage am Sportheim wurde durch die Gemeinde bezuschusst (2015).

Seit 2016 gibt es zwei Wlan Hotspots am Sportheim und im Pfarrheim.

 

 

Das Wappen von Rechtmehring:        

Im Jahr 1979 wurde die Einführung des Wappens besiegelt,
das die Geschichte von Rechtmehring wiederspiegelt.

Auf 3 Symbole hat man sich dabei versteift,
so ist in Blau eine gekürzte, silberne Spitze eingeschweift.

In dieser Spitze wurde die Verweisung auf die Zugehörigkeit des gesamten Gemeindegebietes zur
Freien Grafschaft Haag nicht versäumt,
gezeigt wird dies durch den roten Pferdekopf, silbern gezäumt.

Oben vorne ist die silberne Krümme eines Bischofsstabes zu sehen,
sie soll für den heiligen Korbinian, den Schutzpatron der Rechtmehringer Pfarrkirche stehen.

Der goldene Halbmond hinten rechts wurde dem Wappen des Klosters Mondsee entnommen,
er ist zur Erinnerung an die erste Nennung von Mehring im Jahr 803 ins neue Wappen gekommen.

Denn Mondsee hat damals, das ist bis heute nicht vergessen,
in Rechtmehring noch einiges an Grundbesitz besessen.

Auch die Farben Rot und Silber im Wappen haben einen tieferen Sinn,
sie weisen auf die jahrhundertelangen Beziehungen zum Bistum Regensburg hin.

Andererseits waren dies auch die Farben der Grafschaft Haag,
das Wappen ist in der Kirche im Gewölbe zu sehen, jeden Tag.

Als offizielles Emblem gefällt das Wappen den Einwohnern sehr wohl,
zudem dient es zahlreichen Ortsvereinen als gemeinsames Symbol.

Paul Thaller

Drucken